Stipvisiten: Ich mache das, wozu ich Lust habe!

Sehr viel länger als von Pillnitz bis Meißen ist man auch nicht unterwegs, wenn man nach Lichtenstein will. Das liegt halbwegs zwischen Chemnitz und Zwickau, was sich natürlich viel weiter anhört als es dann (in Zeit und nicht in Kilometern gemessen) tatsächlich ist – staufreie Autobahn einmal vorausgesetzt. So oder so: der Weg lohnt sich, denn im Schönburger Palais unterhalb des Schlosses von Lichtenstein, kocht Christian Weidt und hat sich viel vorgenommen. Er wagt den Spagat zwischen robuster Hausmannskost zur Mittagszeit (natürlich heißt das auch bei ihm neudeutsch Business Lunch) und engagierter Gourmetküche am Abend. Wir haben den umtriebigen gebürtigen Lichtensteiner vor gut einem Jahr auch bei den Kochsternstunden kennen gelernt – da war er der Chef im Dresdner Canaletto und sagte unter anderem einen Satz, den wir lediglich aufs Essen bezogen: „Man muss doch ab und zu was wagen, um nicht so zu sein wie die Anderen!“ So hatte er es da ja auch gemeint, aber was sich der heute 32jährige Weidt seit Mai vergangenen Jahres traut, ist schon ganz schön mutig: ein eigenes Restaurant, und das in einem 12.000-Einwohner-Städtchen.

Aber offensichtlich geht die Mischung aus Mut und Selbstausbeutung (kein Schließtag, Weidt steht allein in der Küche!) auf: einen Platz zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Wir saßen mit unserer kleinen Dresdner Runde dann auch nicht im Salon, sondern am einzigen Tisch in der Rauchfangküche auf sehr korrekt saniertem Fußboden: alle Dellen und Unebenheiten sind erhalten. Uns hat’s nichts ausgemacht, eher im Gegenteil: ein Haus aus dem Jahr 1705 darf ja seinen eigenen Charakter pflegen! So wie sein Chef, der sich gehörig einen (einen? seinen!) Kopf macht. Der über Gastfreundschaft im wahrsten Sinn des Wortes nachdenkt, indem er die Lichtensteiner nicht vergraulen, aber auch die Leute von anderswo einbeziehen möchte in seine Genusswelt. „Wir wollen ein Restaurant für die Stadt sein!“ sagt er im Gespräch, zu dem er zwischen den Gängen einmal frisch aus der Küche an den Tisch kam – herzerfrischend unkompliziert ist er da, redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist (und der ist sehr erzgebirgisch gewachsen, da muss man schon genau zuhören und aufpassen, aber wir sind ja integrationsbereit!). Alle vier Wochen gestalte er das Programm im Restaurant neu: mal ist die Karte italienisch inspiriert, mal französisch, dann wieder deutsch. „Ich mache das, wozu ich Lust habe!“

Den kompletten Artikel über das Schönburger Palais und die Kochsternstunden 2017 finden Sie unter: Stipvisiten

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